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Reinhard Stangl, der Maler

In der Galerie Sandau & Leo werden Bilder von Reinhard Stangl gezeigt, und zwar kombiniert mit Michael Jastrams Bronzen. Dschungel und Wüsten, Südsee und Gebirgslandschaften haben für Maler schon immer ihre naturgewaltige Magie gehabt. Spätestens seit der Romantik entstehen daraus dann zugleich Sehnsuchts- und Seelenlandschaften. Von äußerer Weite und innerer Verdichtung erzählen jetzt auch Reinhard Stangls in der Galerie Sandig & Leo unter dem Titel „Durch Amazonien“ präsentierte Gemälde und Farbgrafiken. Der heute 69-jährige Berliner Künstler wird dabei mit 17 Werken einer Reihe von meist kleinformatigen Bronzeplastiken des fast gleichaltrigen Berliner Bildhauers Michael Jastram kontrastiert. Entstanden sind sie zwischen 2008 und 2019. Ohne direkt politisch zu wirken, fällt einem bei Reinhard Stangls Dschungel- und Wasserlauf-Bildern allerdings sofort die Bedrohung eines viel größeren Gleichgewichts ein: durch die fortschreitende Rodung und die Brände im amazonischen Regenwald.

Stangls farbschöne, in kraftvollen, doch nie plakativen Farbtönen gehaltene Bilder sind die Frucht zahlreicher Brasilien-Reisen des Malers, der zuletzt auch mit Ausstellungen in Rio de Janeiro oder Bahia Aufmerksamkeit und Sammler gefunden hat. Bereits früher ist Stangl ja mit suggestiv arkadischen Parklandschaften hervorgetreten – ganz im Gegensatz zu seinen mitunter stark erotischen Paarszenen, seinen die Hopper’sche Melancholie in einen berlinisch gegenwärtigeren Gestus übersetzenden Bar-Bildern oder einigen brillant expressiven nächtlichen Großstadtpanoramen. Es ist allemal ein virtuoses Spiel von Stimmungen, Valeurs, einbrechenden Lichtstrahlen oder Schlagschatten in den Bildern einer meist menschenleeren Natur. Doch gerade die Abwesenheit von Personen macht die Amazonas-Ansichten zu Projektionsflächen des Betrachters. Keine Bilder, die man sich schnell an- und absieht. Vielmehr dringt der Blick gleichsam ein in den farbigen Dschungel, in die nicht traurigen, eher stolzen Tropen, und dann beginnt im Kopf noch ein zweites Spiel. Man kann in den zwischen Impression und Abstraktion changierenden Naturformen lesen und sie in je persönliche Fantasiegemälde verwandeln. Das ist von hohem ästhetischen Reiz. Auch die neuen Impressionen sind voll tropisch leuchtender Formen und Farbigkeit, bisweilen wie von der Luftfeuchtigkeit mit leichtem Nebel durchzogen. Daneben werden einzelne aufflammende Blüten gleich zu bunten Explosionen. Auf den größeren Ölbildern und einigen Arbeiten auf Papier behaupten sich Rot-, Gelb- und Blautöne gegen die Schwärze von Holzstämmen und das Grün der Schlingpflanzen.

Sandau & Leo Galerie
Tucholskystraße 38
Noch bis 21. September 2019
Di–Sa von 12–18 Uhr

Quelle

https://www.tagesspiegel.de/kultur/schau-in-der-galerie-sandau-und-leo-im-farbdschungel-von-reinhard-stangl-und-michael-jastram/24936556.html (19-08-28)


Erotik der Exotik und die Macht der Nacht

Schicksalssprünge und Zitrusfrüchte in Oldenburg: Das Landesmuseum zeigt Werke von Reinhard Stangl

reinhardReinhard Stangl: ´Fluch des Renegaten´ (Ausschnitt), 2007.
26.02.2009 · Von Johannes Bruggaier

OLDENBURG (Eig. Ber.) Man kann Reinhard Stangl nicht vorwerfen, sich um eine klare Titelgebung zu drücken. „Zitronen I“ hat er sein 2002 entstandenes Gemälde genannt. Auf ihm zu sehen: Zitronen. Derart zitronig, wie man nur selten diese Früchte zu sehen bekommt. Und in einem Farbton, der keinen Zweifel daran lässt, weshalb er landläufig mit „Zitronengelb“ bezeichnet wird. Ist das nun eine Spätform des Realismus oder gar seiner übersteigerten Form in der Pop-Art? Ist es ein neoimpressionistischer Ansatz, der ein medial überreiztes Rezeptionsorgan offenbart? Oder handelt es sich einfach bloß um dekorativen Kitsch für die Küchenzeile?

Ist das nun eine Spätform des Realismus oder gar seiner übersteigerten Form in der Pop-Art? Ist es ein neoimpressionistischer Ansatz, der ein medial überreiztes Rezeptionsorgan offenbart? Oder handelt es sich einfach bloß um dekorativen Kitsch für die Küchenzeile?Im Oldenburger Landesmuseum bleiben diese Fragen unbeantwortet. Denn tatsächlich bewegt sich Stangls Kunst mal am Rande romantischer, oder besser: romantisierender Ästhetik – um dann wieder mit einem zutiefst gegenwärtigen, kritischen Impetus zu überraschen. Wie aus einem Reisekatalog der siebziger Jahre etwa mutet seine dunkelhäutige Schönheit an, die sich auf einem mit orange und gelben Linien skizzierten Strand sonnt. „Mulatta“ (2008) lautet der Titel des Bildes, der den Betrachter rätseln lässt, ob hier der Erotik der Exotik gehuldigt werden soll, oder ob Stangl im Gegenteil ihre kritische Reflexion einfordert.

Letzterer Fall scheint unzweifelhaft in seinem Gemälde „Siegessäule“ (2007) vorzuliegen. Vor tiefbraunem Hintergrund – die NS-Geschichte lässt grüßen – erstrahlt das Berliner Denkmal in poppig-strahlendem Rot. Nicht weniger strahlende rote Linien auf der rechten Seite der Straße des 17. Juni sowie weiße Streifen auf der linken suggerieren fotografische Belichtung: der Glamour Berliner Nachtaufnahmen gepaart mit der Allgegenwart historischer Schuld.

Nah an der Dekoration wiederum erscheinen „Die Schönen der Nacht“ (1988). Vor tiefblauer Kulisse werden die tiefbraunen bis schwarzen Silhouetten zweier geheimnisvoller Grazien sichtbar. Dass sie nackt sind, lässt sich aufgrund sanft geschwungener Konturen erahnen. Auf ihren Häuptern ruhen scheibenförmige Gebilde von bedenklicher Größe. Dass es Hüte sind, will der Betrachter vermuten, dass es sich um exotische Frisuren handeln soll, steht indes zu befürchten. Immerhin: Mit ihrer alles überdeckenden Dunkelheit und daraus folgenden Erweckung der menschlichen Neugier demonstriert die Nacht auf ebenso schlichte wie wirkungsvolle Weise ihre Macht.

Vollends bilderbuchhaft wird Stangls Ästhetik, wenn er ein Zirkustier (ist es ein Löwe? Ist es ein Tiger?) vor einem brennenden Reifen zeigt. Der „Schicksalssprung“ (2007) offenbart sich als solchermaßen schicksalsträchtig, dass die Manege im Hintergrund gefährlich rot aufleuchtet.

Erschlagen von derart farbintensiver Plakativität entscheidet sich der Ausstellungsbesucher am Ende doch, die Exponate mehr in ihrer illustrierenden denn tiefenwirksamen Wirkung aufzufassen. Sein Bewusstsein für Effekte nämlich demonstriert Stangl nur allzu eindrucksvoll. Nach Bedeutungsebenen jenseits des optischen Reizes hingegen sucht man meist vergebens.

Bis 8. März im Landesmuseum Oldenburg. Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr. 9-17 Uhr, Do. 9-20 Uhr, Sa. u. So. 10-17 Uhr.

Quelle: http://www.kreiszeitung.de/kulturalles/00_20090226003015_
Erotik_der_Exotik_und_die_Macht_der_Nacht.html (09-02-26)


Vernissage von Reinhard Stangl

Der Berliner Maler Reinhard Stangl lädt am 30. September 2017 ein zur umfassenden Werkschau auf 700 Quadratmetern, mit Bildern der vergangenen Jahre und neuen Arbeiten. Stangl ist bekannt für seine großformatigen Momentaufnahmen der Berliner Bohème, sinnliche Naturszenen und Landschaftsmalerei sowie für die opulent bis feingeistige Darstellung politisch-gesellschaftlicher Gegenwarts-Schlachtfelder.
Sonntag ab 16 Uhr in 14979 Großbeeren (GVZ), Hauptstraße 6.