Zum Inhalt springen

Rosemarie Stangl, Ingenieurbiologin

Die Kronen Zeitung vom 17. Juli 2025 berichtet unter dem Titel „Begrünung von Glasfassaden mit Erfolg getestet“, dass ein erfolgreiches Pilotprojekt der Wiener Universität für Boden Kultur zeigt, wie Pflanzen Licht und Klima auch innen so regeln, dass jederzeit angenehme Bedingungen herrschen. So können Hitzepole durch Glasfassaden in der Stadt verhindert werden, zum Vorteil der Stadt, ihrer Bewohner, aber auch derer, die hinter den Glasfassaden sitzen. BOKU-Professorin Rosemarie Stangl forscht als Leiterin des Instituts für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau schon länger an nachhaltigen Lösungen zur Nachrüstung von Glasfassaden.

Wie können Glasfassaden künftig besser gegen sommerliche Hitze geschützt werden? Das Forschungsprojekt GLASGrün der Universität für Bodenkultur (BOKU) liefert eine vielversprechende Antwort: Mit nachrüstbaren, vertikalen Begrünungssystemen wird großflächige Glasarchitektur im Sommer effizient verschattet – mit positiven Effekten auf Energieverbrauch, Raumklima und Stadtökologie. Unter der Leitung von Rosemarie Stangl vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau entwickelte das Projektteam innovative Rankhilfen und bepflanzte Systeme, die gezielt für Büro- und Gewerbeobjekte mit Erd- bis eingeschossigen Glasfassaden konzipiert wurden. Erste Tests an Gebäuden in Wien und Tirol zeigen eindrucksvolle Resultate: Über 90?% Pflanzenbedeckung im dritten Jahr, über 90?% weniger solare Einstrahlung auf Glasflächen im Sommer und rund 10?% mehr Luftfeuchtigkeit in unmittelbarer Umgebung.

An einem Büro in der Währinger Kreuzgasse und einem Supermarkt in Tirol hat Stangl nun doppelt bewiesen, dass ihre Theorien praxistauglich und für fast alle ein- bis zweistöckigen Glasfassaden, auch in mehrstöckigen Gebäuden, anwendbar sind. Im Grund geht es um Kletterpflanzen, die mit ein wenig Abstand zum Gebäude gesetzt werden. Klingt einfach, ist aber komplizierter als gedacht. Es mussten Pflanzen gefunden werden, die die Gebäude genau richtig abschatten und sie nicht zu einem „dunklen Loch“ verkommen lassen, und das unter wechselnden Anforderungen: viel Schatten und Kühlung im Sommer und größtmögliche Lichtdurchlässigkeit im Winter. Dabei galt es etwa unterschiedliche Wachstums- und Blühzyklen zu berücksichtigen. Vor drei Jahren wurde die Kombi aus vier Pflanzenarten gesetzt und entfaltet nun bereits die volle Wirkung: Nachgewiesene 90 Prozent Abschattung im Sommer, besseres Raumklima im Inneren durch das richtige Maß an Feuchtigkeit, kein erhöhter Lichtbedarf im Winter – und eine Wohltat für die Augen aller Passanten obendrein.

Erstmals wurde mit dem sogenannten Grünverschattungsfaktor (Fbs) ein Kennwert eingeführt, der die Wirkung von Pflanzen auf die Verschattung quantifizierbar macht – ein wichtiger Schritt, um Bauwerksbegrünung künftig systematisch in energetischen Gebäudeausweisen und Planungsrichtlinien zu integrieren. GLASGrün ist Teil einer größeren Forschungsinitiative der BOKU zur Wirkung von Begrünung auf das Mikroklima. In den Projekten HEDWIG und MARGRET werden auch Dach- und Fassadenbegrünungen messtechnisch untersucht, um belastbare Daten für die Stadtplanung zu liefern. „Vertikales Grün ist weit mehr als Fassadenschmuck – es ist ein wirksames Mittel gegen urbane Überhitzung und steigert die Lebensqualität in unseren Städten“, betont Projektleiterin Stangl.

Link: https://boku.ac.at/oeffentlichkeitsarbeit/hitze-in-der-stadt-staedte-im-hitzestress

Quellen

https://oekonews.at/glasgruen-boku-forschungsprojekt-entwickelt-gruene-loesung-gegen-ueberhitzte-glasfassaden+2400+1228149