Die Kronenzeitung vom 28. Juni 2020 berichtete von Fritz Stangl, Krisenmanager beim furchtbaren Grubenunglück in Lassing, dass nach 45 Jahren in der Kommunalpolitik für den Lassinger Volksbürgermeister Schluss ist. Es heißt dort:
Gäbe es den Begriff des Volksbürgermeisters nicht, dann müsste man ihn für Fritz Stangl erfinden. Als er im Jahr 2000 das Amt des Ortschefs von Lassing übernahm, sagten selbst seine besten Freunde nicht mehr Fritz zu ihm, sondern grüßten ehr- und hochachtungsvoll mit Servas, Herr Bürgermeister. Ich bin ja noch immer der Fritz, warf Stangl stets entgegen, aber es blieb bei der höflichen Anrede. Das Amt des Bürgermeisters ist in der Gesellschaft derart geachtet, dass die Leute damit ihre Wertschätzung ausdrücken, sagt Fritz Stangl, der nach der Wahl das Gemeindeamt verlässt. Der Kommunalpolitiker war nicht nur eine Institution im Ennstal, nein, er war auch über die weiß-grünen Grenzen hinaus bekannt, vor allem durch das Grubenunglück von Lassing. Damals war er Vizeortschef, die Amtsübernahme zwei Jahre nach der Katastrophe war schwer, erinnert sich Stangl. Die Menschen haderten mit ihrem Schicksal. Stangl packte an, von der ersten Minute an, die Nachwehen des tragischen Unglücks duldeten keinen Aufschub.
Was das Geheimnis eines beliebten Bürgermeisters ist? Da müssen Sie die Leute fragen, entgegnet uns das Lassinger Polit-Urgestein, das seit 1975 im Gemeinderat sitzt. Wichtig aber sei, dass die Menschen ihren Bürgermeister spüren und merken, er ist für uns da und nicht in irgendeiner abgehobenen Welle drinnen. Die Leute wollen, so der 72-Jährige, nicht in eine fixe Sprechstunde gehen, sondern beim Dorffest locker ins Gespräch kommen. Als Bürgermeister einer Kleingemeinde musst du bereit sein, dich um jeden Einzelnen zu kümmern. Der Schwache braucht die Hilfe, der Starke kann sich eh selbst helfen.
Ein gutes Auskommen mit den Vereinen, dem Pfarramt, den Behörden – das wünscht Fritz Stangl seinem Nachfolger, der laut Plan am 23. Juli das Ruder übernehmen soll. Stangl selbst sitzt dann nur am Ruder seines Bootes, das er seit 30 Jahren am Grundlsee zu Wasser hat. Denn: einmal Kapitän, immer Kapitän.