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Hildegard und Edmund Stangl

Beim Herrenausstatter Stangl in Abensberg leeren sich die Regale

Warum Ende des Monats die fast 30-jährige Geschäftsgeschichte von Stangl Chic, und auch die damit verbundene mehr als 100-jährige Abensberger Geschäfts-Ära des Textilhauses Dörner zu Ende geht, hat viele Gründe. Zum einen komme irgendwann der Umsatz an Grenzen, wo es sich nicht mehr rentiere, sagt Edmund Stangl vom Herren-Ausstatter Stangl Chic (ehemals Dörner). Zum anderen hätten jahrelange Baumaßnahmen, erst am Stadt-, dann am Aventinusplatz, viele Stammkunden fortbleiben lassen. Aber auch ein Nachfolger war nicht in Sicht. Die Kinder haben andere berufliche Wege eingeschlagen. Keiner will heute mehr ein Textilgeschäft übernehmen, glaubt der 62-jährige Edmund Stangl.


Die Tage im Modehaus Stangl sind gezählt. Noch eine Woche läuft der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Mit gemischten Gefühlen blicken Edmund und Hildegard Stangl dem Ende entgegen. Foto: Reitinger

Seiner Frau Hildegard (geborene Dörner) und ihm hatte neben der gemeinsamen Leidenschaft für Mode vor allem der persönliche Kontakt zu den Kunden immer viel Freude bereitet. Bei den heutigen Einkaufsmöglichkeiten gebe es diesen gar nicht mehr, sind die Beiden überzeugt. Über Jahrzehnte treue Stammkunden hatte das Modehaus. Da sind oft die Männer gar nicht mitgekommen, weil wir schon wussten, was ihnen passt, sagt die 58-jährige Chefin des Hauses.

Die Reaktionen der Kunden reichten von überrascht bis entsetzt. Wo gehts ihr denn hin?, fragten einige, die vermuteten die Stangls würden sich nur nach einer neuen Ladenlokalität umschauen. Die Entscheidung zur Geschäftsaufgabe sei bereits vor einem Jahr gefallen, so die Geschäftsinhaber zur MZ. Da hatte man den Mietvertrag gekündigt.

Zunächst glaube man nicht, dass man wirklich aufhöre, schildern Hildegard und Edmund Stangl die Erfahrung der vergangenen elf Monate. Erst, wenn man die leeren Regale sieht, merkt man es.

So stehen die Stangls momentan mit sehr gemischten Gefühlen in dem 167 Quadratmeter großen Laden. Besonders ging dem Chef ans Gemüt als acht ehemalige Mitarbeiterinnen ohne Umschweife mitanpackten, als der Räumungsverkauf startete. Das hat mich am meisten gepackt, gesteht der 62-Jährige.

Der Schlussspurt rattert, genauso wie die Gedanken des Ehepaars Stangl.

Nur schade, dass sich die Enkelkinder einmal nicht mehr an den Laden von Oma und Opa erinnern können werden, findet Hildegard Stangl. Das Älteste ist gerade zweieinhalb und hat vor wenigen Tagen dem Papa noch eine Unterbumpel ausgesucht. Mehr als ein Foto wird nicht davon übrig bleiben. Das macht die Stangls traurig.

Ihr ganzes 36-jähriges Eheleben haben sie auch beruflich zusammen verbracht. Eigentlich sind wir schon 72 Jahre verheiratet, scherzt Hildegard Stangl. Natürlich war das nicht immer einfach. In Zukunft warten andere Aufgaben: Ich werde jetzt Vollzeit-Oma, sagt Hildegard Stangl und schmunzelt. Und ihr Mann Edmund will sich mit seiner Frau dem Wandern, Garteln oder Skifahren widmen.

Quelle: http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/region/
kelheim/online/artikel/beim_herrenausstatter_stangl_i/322117/
beim_herrenausstatter_stangl_i.html (08-11-21)